Wieviel Schlaf braucht ein Hund eigentlich?

VON Christine Ströhlein  - März 20, 2025

Hunde sind auf ausreichend Schlaf und Ruhezeiten zur Erholung dringend angewiesen. Denn genau wie wir Menschen benötigen sie (nächtliche) Auszeiten, in denen Erlebnisse verarbeitet werden, sich die Atmung verlangsamt, Puls und Blutdruck sinken und man wieder Kräfte tanken kann. Besonders im Mehrhundehaushalt ist es essenziell, bewusst für Ruhe zu sorgen, damit jeder Hund genügend Schlaf und Erholung bekommt. Denn ein entspanntes „Rudel“ ist ein harmonisches „Rudel“!

Haben Hunde zu wenig Möglichkeiten zum Abschalten vom Alltag, führt dies zu hoher Reizlage, starker Unruhe, eventuell sogar Aggressivität oder Anfälligkeit für Krankheiten.

Adulte Hunde benötigen um die 16 Stunden Ruhe am Tag, Welpen, alte oder kranke Vierbeiner sogar bis zu 20 Stunden. Dabei macht der Tiefschlaf natürlich nur einen gewissen Anteil aus, der Rest sollte aus Dösen, Relaxen, Ausruhen bestehen. Ganz deutlich kann man also sagen, dass die so hochgelobte „Auslastung“ genau in die falsche Richtung führt. Denn oft drehen Menschen ihre Hunde dadurch erst recht „hoch“ und sie können danach nicht von selbst wieder entspannen. Aber genau dieser Schlafmangel führt dann zu weiteren Problemen.

Kann dein Hund also nicht von allein Ruhe halten, musst du es mit ihm trainieren! Vor allem ängstliche, unsichere Hunde tun sich extrem schwer, loszulassen und einfach zu dösen, denn sie befinden sich häufig in „Hab-Acht-Stellung“ und halten alle Sinne aktiv. Aber gerade sie benötigen dringend die Möglichkeit der Verarbeitung im Schlaf.

Schlaf ist heilig – auch für den Hund!

Hunde verbringen idealerweise einen Großteil ihres Tages schlafend – weit mehr als wir Menschen. Doch wie viel Schlaf ist wirklich normal?

  • Welpen & Senioren: 18–20 Stunden pro Tag
  • Erwachsene Hunde: 12–16 Stunden pro Tag
  • Arbeitshunde: Oft weniger Schlaf während der „Arbeitszeiten“, dafür ausgedehnte Tiefschlafphasen danach

Der Schlaf eines Hundes besteht aus verschiedenen Phasen:

  • Leichter Schlaf (Dösen): Hierbei sind die Sinne noch aktiv und der Hund kann jederzeit reagieren. Diese Phase macht den größten Teil des Schlafs aus.
  • Tiefschlaf: In dieser Phase regeneriert sich der Körper, das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren.
  • REM-Schlaf: In dieser Phase träumen Hunde – sie verarbeiten Erlebtes, oft zu erkennen an Zuckungen, leichten Lauten oder Bewegungen der Pfoten.

Besonders der REM-Schlaf ist wichtig für die mentale Gesundheit des Hundes. Fehlt dieser, kann das langfristig zu erhöhter Reizbarkeit und Stress führen.

Schlafposition Hund
Meine Dorie im Welpenalter

Warum ist Schlaf für Hunde so wichtig

Genau wie bei uns Menschen erfüllt Schlaf eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen. Ein Hund, der gut schläft, ist entspannter, gesünder und lernfähiger.

1. Körperliche Regeneration

Während des Schlafs erholt sich der Körper deines Hundes. Muskelzellen werden repariert, das Immunsystem wird gestärkt und das gesamte Nervensystem fährt herunter. Hunde, die regelmäßig gut schlafen, sind weniger anfällig für Infektionen und erholen sich schneller von körperlicher Anstrengung.

2. Mentale Erholung und Lernen

Hunde verarbeiten ihre Erlebnisse im Schlaf. Besonders im REM-Schlaf festigen sie Gelerntes – ob aus dem Training oder aus sozialen Interaktionen mit Menschen und Artgenossen. Schlafmangel kann daher auch dazu führen, dass dein Hund unkonzentriert und leicht ablenkbar wird.

3. Emotionale Balance und Stressabbau

Ein Hund, der regelmäßig zu wenig schläft, ist oft reizbarer und schneller gestresst. Mangelnde Erholung kann sich in Form von Nervosität, Unruhe oder sogar aggressivem Verhalten äußern. Hunde, die ausreichend schlafen, sind dagegen ausgeglichener und entspannter im Alltag.

Mögliche Ursachen für Schlafmangel beim Hund

Nicht jeder Hund bekommt automatisch die Ruhe, die er braucht. Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass ein Hund zu wenig schläft oder keinen erholsamen Schlaf findet.

1. Zu viele Reize in der Umgebung

Ein hektischer Haushalt mit viel Trubel, spielenden Kindern oder lauten Geräuschen kann es Hunden schwer machen, wirklich in die Tiefschlafphase zu kommen. Besonders sensible Hunde oder solche aus dem Tierschutz reagieren stark auf ständige Unruhe.

2. Fehlender Rückzugsort

Hunde brauchen einen sicheren Platz, an dem sie ungestört schlafen können. Liegt das Körbchen mitten im Durchgangsbereich oder an einer lauten Stelle, kann der Hund sich nicht richtig entspannen.

3. Unregelmäßige Schlafzeiten

Hunde lieben Routinen. Wenn sie ständig in ihrer Ruhe gestört oder zu unterschiedlichen Zeiten aktiv sind, kann das zu dauerhafter innerer Unruhe führen.

4. Gesundheitliche Probleme

Schmerzen, Allergien, Verdauungsprobleme oder neurologische Erkrankungen können verhindern, dass ein Hund gut schläft. Auch Arthrose oder andere Gelenkerkrankungen können dazu führen, dass der Hund nicht in eine bequeme Schlafposition findet.

So sorgst du für einen erholsamen Schlaf deines Hundes

Überlege, welcher Schlafplatz gut geeignet und von deinem Liebling angenommen werden kann. Die einen lieben es, in der Nähe des Menschen zu liegen, die anderen brauchen eher ein eigenes Zimmer oder abgetrenntes Eckchen, um abschalten zu können. Die einen liegen lieber nahe am Boden, die anderen erhöht auf Sofa oder Sessel. Die einen brauchen es super kuschelig, die anderen finden harten Fußboden toll.

So individuell unsere Hunde sind, so individuell solltest du auf ihre Bedürfnisse achten. Gerade im Mehrhundehaushalt wird dies leider häufig vernachlässigt, aber jedes einzelne Familienmitglied hat eigene, vielleicht ganz andere Vorlieben als der Rest.

Es gibt einige einfache Maßnahmen, mit denen du deinem Hund zu besserem Schlaf verhelfen kannst:

  • Ein ruhiger, gemütlicher Schlafplatz: Der Liegeplatz sollte abseits des Trubels liegen – ein ruhiges Zimmer oder eine geschützte Ecke ist ideal.
  • Feste Ruhezeiten einhalten: Eine gleichmäßige Tagesstruktur hilft deinem Hund, zur Ruhe zu kommen.
  • Genügend Bewegung & mentale Auslastung: Ein Hund, der tagsüber gut beschäftigt ist, schläft nachts tiefer.
  • Schlaf nicht stören: Auch wenn dein Hund gerade süß träumt – lass ihn in Ruhe. Häufiges Wecken kann Stress verursachen.
  • Entspannungsrituale vor dem Schlafen: Eine sanfte Massage, ruhige Musik oder ein entspannter Spaziergang vor dem Schlafengehen helfen, den Hund herunterzufahren.

Schlafender Hund

Ruhephasen aktiv fördern

Ruhe auf Spaziergängen, etwa über Entschleunigen oder spezielle kleine Trainingseinheiten auf den täglichen Gassi-Runden, ist wichtig, um aktiv Ruhephasen aufzubauen und dem Hund zu zeigen, wie wertvoll Entspannung ist. Setze dich zum Beispiel immer mal wieder auf eine Bank (in möglichst reizarmer Umgebung), halte deinen Begleiter ruhig an der Leine (oder binde diese fest) und warte, bis dieser sich selbst reguliert und ebenfalls hinsetzt oder legt. Dies lobst du mit super sanfter, leiser Stimme (keine Berührung, nichts, was den Hund wieder hochpuscht), wartest noch einen Moment und setzt dann den Spaziergang langsam fort.

Auch Übungen, bei denen das Köpfchen oder hohe Konzentration gefragt sind, lasten gut aus, genau wie ruhige Nasenarbeit (etwa das Suchen von vielen winzig kleinen, verstreuten, gut duftenden Leckerlis) oder das gemeinsame Lauschen von Geräuschen. Finde immer ein gutes Verhältnis zwischen Ruhe und Auslastung auf euren gemeinsamen Gassi-Runden!

Ruhe im Mehrhundehaushalt – eine besondere Herausforderung

Da, wo mehr Hunde leben, gibt es automatisch mehr Bewegung, mehr Reize und mehr Hintergrundstress. Ständiges Spielen, Konkurrenz um Ressourcen oder das Nachahmen von Verhalten können dazu führen, dass die Ruhephasen der Hunde deutlich kürzer ausfallen als in einem Ein-Hund-Haushalt. Aber warum ist Ruhe in der Mehrhundehaltung besonders wichtig?

  • Gruppendynamik kann Unruhe verstärken: Wenn ein Hund unruhig ist, kann sich das auf die anderen übertragen. Ein nervöser oder überdrehter Hund kann das gesamte „Rudel“ in eine erhöhte Erregungslage versetzen.
  • Hunde lassen sich gegenseitig weniger zur Ruhe kommen: Während ein Einzelhund sich oft von selbst hinlegt, können Hunde in einer Gruppe durch gemeinsames Spielen, kleine Rivalitäten oder das ständige Beobachten der anderen viel seltener wirklich abschalten.
  • Schlafmangel verstärkt Spannungen im Rudel: Müde Hunde reagieren gereizter. Ist die gesamte Hundegruppe unausgeruht, kann das zu unnötigen Spannungen oder sogar Konflikten führen.

Wie kannst du für mehr Ruhe sorgen?

  • Individuelle Rückzugsorte schaffen: Jeder Hund sollte einen eigenen Platz haben, an dem er ungestört ruhen kann – sei es ein Körbchen, eine Box oder eine ruhige Ecke.
  • Ruhe bewusst einfordern: Wenn die Hunde sich gegenseitig hochpushen, kann eine klare Begrenzung helfen („Jetzt ist Ruhezeit“). Dazu kann man die Hunde an ihre Plätze schicken oder räumlich trennen.
  • Getrennte Ruhezeiten ermöglichen: Es kann sinnvoll sein, die Hunde in unterschiedlichen Räumen oder Bereichen ruhen zu lassen, damit sie nicht ständig voneinander abgelenkt werden.
  • Fixe Ruherituale etablieren: Nach Spaziergängen oder Fütterungen bewusst Entspannung fördern, etwa durch ruhige Musik, Kauartikel oder sanfte Massagen.
  • Spiele und Interaktionen regulieren: Freies Spiel ist wichtig, aber nicht rund um die Uhr. Wenn sich die Hunde hochdrehen, hilft eine Pause, um zur Ruhe zu kommen.

Dalmatiner Welpen

Fazit: Lass den Hund schlafen!

Schlaf ist für Hunde genauso wichtig wie für uns Menschen. Ein ausgeschlafener Hund ist entspannter, gesünder und leistungsfähiger. Daher solltest du die Ruhezeiten deines Hundes/deiner Hunde immer respektieren und darauf achten, dass genügend Erholungsphasen den Tag begleiten.

Übrigens: Wenn du selbst einmal wieder „hundemüde“ bist, überleg, warum wir Menschen das so nennen! Und denk daran, dass wir selbst vielleicht mit 6-8 Stunden Schlaf auskommen, Hunde aber keinesfalls!

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  1. Hallo Christine,
    Meine Hündin fiept und wuffelt und „jammert“ manchmal beim Schlafen. Ich habe gelesen, man soll dann beruhigend mit dem Hund reden.
    Was würdest du dazu sagen? Ist das richtig?
    Danke und liebe Grüße
    Regina

    1. Hallo Regina,
      du meinst, wenn Hunde träumen? Ich lege dann immer ganz sanft meine flache Hand auf den Hund, einfach nur auflegen, nicht großartig bewegen oder streicheln. Meiner Erfahrung nach beruhigt das am sanftesten. Aber Träumen ist auch wichtig, um Erlebtes zu verarbeiten. Daher mache ich es tatsächlich nur, wenn der Traum zu heftig wird.

      Liebe Grüße
      Christine

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