Hundeangriff an der Leine – was tun, wenn der Ernstfall eintritt?

VON Christine Ströhlein  - April 9, 2025

Ein entspannter Spaziergang, dein Vierbeiner schnüffelt zufrieden am Wegesrand – doch plötzlich ein Hundeangriff. Ein fremder Hund rast auf euch zu. Kein Halter weit und breit. Keine Vorwarnung. Keine Zeit zum Reagieren.

Und da dein eigenes Tier angeleint ist, hast du keine Chance, es ausweichen oder fliehen zu lassen. Herzklopfen. Adrenalin. Vielleicht kommt es zum Gerangel, vielleicht sogar zu Verletzungen. Noch Stunden später sitzt dir der Schreck in den Knochen. Und du fragst dich: Wie hätte ich richtig handeln können? Und: Wird mein Hund nach dieser Erfahrung wieder Vertrauen fassen?

Genau darum geht’s in diesem Artikel. Wir schauen uns an, warum solche Begegnungen so gefährlich sein können, wie du in solchen Momenten ruhig und handlungsfähig bleibst – und wie du das Vertrauen deines Hundes wieder stärkst.

Besonders wichtig: Was tun, wenn man gleich mit mehreren Hunden unterwegs ist?

Warum ein Hundeangriff so belastend ist

Ein Hund, der angeleint ist, kann weder fliehen noch sich frei bewegen. Das macht ihn im Falle eines Angriffs besonders verletzlich – und wehrlos. Auch wenn der fremde Hund „nur mal Hallo sagen“ wollte, ist die Situation aus Sicht deines Hundes bedrohlich.

Die Folge: Er verbindet die Leine künftig mit Kontrollverlust. Viele Hunde entwickeln nach einem Angriff an der Leine Unsicherheiten, Angst oder sogar reaktive Abwehrstrategien.

Was du in der Situation tun kannst? Ganz wichtig: Ruhig bleiben. Auch wenn alles in dir nach Flucht oder Lautwerden schreit – dein Hund orientiert sich an dir. Wenn du panisch wirst, verstärkt das nur seinen Stress.

  • Stell dich seitlich zwischen deinen Hund und den Angreifer. Körpersprache sagt mehr als Worte – mit ruhiger Präsenz zeigst du: „Ich kläre das.“
  • Vermeide hektische Bewegungen. Keine flatternden Arme, kein wildes Ziehen an der Leine – das bringt nur zusätzliche Unruhe.
  • Nutze ein vorbereitetes Signal, zum Beispiel ein trainiertes „Hinter mich“, das dein Hund mit Schutz und Orientierung verknüpft. Dafür ist natürlich regelmäßiges Training ohne wirklichen Reizauslöser, also in stressfreien Momenten, unerlässlich. Mit Markersignal, Belohnung und liebevoller Wiederholung.
  • Atme tief durch und achte auf deinen eigenen Schutz. Ein Regenschirm, ein Beutel oder dein Körper können helfen, Abstand zu schaffen, ohne selbst gefährlich einzugreifen.

Hundeangriff

Kommunikation mit dem anderen Hundehalter

Mindestens genauso wichtig wie der Umgang mit den beteiligten Tieren ist die Art, mit dem anderen Hundehalter umzugehen. Auch hier gilt: Höflichkeit und Respekt sind der Schlüssel. Es bringt nichts, sofort mit Vorwürfen loszulegen, auch wenn man sich im Recht fühlt. Ein ruhiges, aber bestimmtes Verhalten deeskaliert. Denn auch wenn dir der Puls bis zum Hals schlägt – jetzt ist nicht die Zeit für Vorwürfe.

  • Distanz wahren: Gehe nicht frontal auf den anderen Halter zu, sondern lieber leicht seitlich, mit Raum zwischen den Hunden.
  • Vermeide Schuldzuweisungen, konzentriere dich auf Fakten. Sag lieber: „Bitte nehmen Sie Ihren Hund an die Leine. Meiner braucht Abstand.“ – Das ist klar, aber nicht anklagend.
  • Wenn nötig, dokumentiere die Situation (Fotos, Uhrzeit, Ort, Zeugenaussagen). So behältst du nicht nur deinen inneren Frieden, sondern schützt auch langfristig andere Mensch-Hund-Teams.

Je ruhiger du bleibst, desto mehr Kontrolle behältst du – und desto weniger Stress überträgst du auf deinen Hund.

Was du nach einem Hundeangriff tun solltest

Nach einem solchen Vorfall ist Nachsorge wichtig – körperlich und emotional.

  • Checke deinen Hund gründlich auf Verletzungen. Auch kleine Wunden können sich entzünden.
  • Beobachte sein Verhalten in den folgenden Tagen. Wird er ängstlich, vermeidet er Hundebegegnungen? Dann brauchst du möglicherweise gezieltes Training zur Vertrauensarbeit.
  • Bau positive Erlebnisse ein: viele kleine, schöne Begegnungen auf Abstand.
  • Sprich über das Erlebnis. Mit deinem Umfeld, in einer Hundegruppe oder mit einem Trainer. Austausch hilft – auch dir selbst beim Verarbeiten.
  • Vergib dir selbst. Du hast dein Bestes getan. Und du wächst an dieser Erfahrung.

Hundeangriff

Als Mehrhundehalter in der Gefahrensituation, wenn ein fremder Hund in die Gruppe kracht

Mit einem einzelnen Hund an der Leine ist es schon heftig – mit einem „Rudel“ kann es schnell zum Chaos werden. In solchen Momenten bist du nicht nur für einen, sondern gleich für mehrere Leben verantwortlich.

  • Gruppendynamik kann hochkochen: Wird ein Hund angegriffen oder gerät in Panik, überträgt sich das Verhalten nicht selten auf alle anderen – inklusive Fluchtreflex, Bellen, Verteidigung.
  • Deshalb: klare Struktur im Alltag = Stabilität im Ernstfall. Rituale wie „Alle hinter mich“, „Jeder auf seine Seite“, oder „Wir bleiben zusammen“ müssen vorher trainiert sein. Und handle in jeglichen Situationen vorausschauend.

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  • Nutze Leinenmanagement: Verteilt geführte Hunde (beispielsweise rechts und links von dir) lassen sich im Notfall besser kontrollieren. Auf keinen Fall solltest du mehrere Hunde nur an einer Leine (mit Koppel) führen oder Flexileinen nutzen.
  • Führe mit Stimme und Körper: Bleib zentriert. Je mehr Ruhe du ausstrahlst, desto mehr Halt gibst du deiner Hundefamilie.
  • Ein Angriff auf deine Hundefamilie ist ein absoluter Ausnahmezustand – aber auch eine Chance, zu zeigen: „Ich schütze euch. Ich bin da.“ Dieses Vertrauen wiegt mehr als jedes Training auf dem Hundeplatz.

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Fazit: Sicherheit beginnt bei dir

Ein fremder Hund, der auf deinen zusteuert, ist immer eine Herausforderung. Doch mit einem ruhigen Kopf, klarem Management und Vertrauen in dich selbst kannst du diese Situation meistern. Denk immer daran: Du bist die wichtigste Ressource für deinen Hund – seine Sicherheit, seine Stabilität.

Übe in ruhigen Momenten, was im Ernstfall funktionieren soll – und hol dir Hilfe, wenn du merkst: Da sitzt noch ein Trauma, bei dir oder bei deinem Hund/deinen Hunden. Denn was zählt, ist nicht der Schreckmoment. Sondern wie ihr gemeinsam daraus wachst.

Zwei Hunde diskutieren

Erste Hilfe nach einem Hundeangriff

Wenn es tatsächlich zu Verletzungen kommt – ob bei deinem Hund oder dir – ist schnelles und ruhiges Handeln gefragt. Bleib ruhig, auch wenn dein Herz rast, und überprüfe die Wunden:

Blutende Stellen solltest du mit sauberem Material abdecken und vorsichtig Druck ausüben, um die Blutung zu stoppen. Bei Bissverletzungen gilt: Immer zum Tierarzt. Auch wenn die Wunde oberflächlich wirkt – Bisse sind oft tiefer, als sie scheinen, und bergen ein hohes Infektionsrisiko.

Wenn dein Hund sehr aufgeregt oder panisch ist, sprich ruhig mit ihm, halte ihn möglichst still und vermeide hektische Bewegungen.

Erste Hilfe beim Hund
Erste Hilfe beim Hund
Erste Hilfe beim Hund

Tipp: Eine kleine Erste-Hilfe-Tasche für unterwegs (mit Mull, Desinfektionsspray, Notfallnummern) kann Gold wert sein.

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