April 30

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Hunde beschäftigen – aber richtig

By Christine Ströhlein

April 30, 2024

Hundebeschäftigung, Hunderudel, Hundespiel, Mehrhundehalter, Mehrhundehaltung, Mehrhundehaushalt, Rangordnung, Ressourcen, Rudelhaltung, Rudelharmonie, Strukturen

Warum regelmäßiges Spielen mit dem Hund alle Beteiligten glücklich macht

 

Für jeden Hundebesitzer ist das Wohl seines vierbeinigen Freundes von größter Bedeutung. Neben der Grundversorgung wie Futter, medizinischer Betreuung und einem warmen Schlafplatz ist die geistige und körperliche Beschäftigung ein entscheidender Faktor für ein ausgeglichenes und gesundes Hundeleben. Regelmäßiges Spielen erfüllt nicht nur die natürlichen Bedürfnisse eines Hundes nach Bewegung und Stimulation, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Hund und Halter. Doch nicht jedes Spiel ist für jeden Hund geeignet.

Der Schlüssel zu einem gesunden Spielverhalten liegt in der Anpassung der Aktivitäten an das individuelle Energielevel und die gesundheitlichen Bedingungen des Hundes. Dabei sollten Hundehalter auch die rassespezifischen Eigenschaften berücksichtigen, um die natürlichen Anlagen ihres Hundes optimal zu fördern. Gleichzeitig gilt es, die Gefahren von ungeeigneten Spielen zu erkennen und zu vermeiden, um langfristige Schäden und unerwünschtes Verhalten zu verhindern.

 

Der positive Einfluss von Hundespielen sowie körperlicher und geistiger Beschäftigung

 

Egal, ob du Besitzer eines agilen Labradors, eines intelligenten Border Collies oder eines gemütlichen Mopses bist – im Spiel werden lebenswichtige Fähigkeiten und Verhaltensweisen erlernt. Überlebens- und Jagdtechniken werden entwickelt, die geistigen Fähigkeiten erweitert, das Körpergefühl geschult und die Kooperation mit dem Spielpartner durch die gemeinsamen Erfolgserlebnisse intensiviert. Spiel ist also ein effektiver und fröhlicher Weg, die Beziehung zu seinem Hund intensiv zu stärken. Denn dabei entsteht eine Verbindung zwischen Hund und Mensch, sodass sie ein eingespieltes Team im Alltag werden.

Auf die richtige Balance zwischen mentalen und körperlichen Aufgaben kommt es an, um einen glücklichen und ausgeglichenen Hund zu haben. Durch Spiele werden Hunde selbstbewusster. Sie lernen, dass sich ihre Arbeit lohnt und sie durch eigene Initiative an Vorteile gelangen.

 

Mein Hund spielt nicht!

 

Immer wieder hört man, dass sich Hunde augenscheinlich nicht zum Spielen motivieren lassen, egal, ob von anderen Vierbeinern oder den eigenen Menschen. Aber diese Hunde sind meist einfach überfordert, sodass man nur das richtige Fingerspitzengefühl dafür entwickeln muss, wie man gemeinsame Spielsequenzen langsam aufbaut. Denn diese wirken gerade auf schüchterne Vierbeiner zunehmend befreiend oder gar angstlösend. Gerade wenn Futter „im Spiel“ ist, kann ein Hund lernen, aktiv werden zu müssen, statt nur auf seine gefüllte Schüssel zu warten. Denn auch in freier Wildbahn stellt einem niemand das Mittagessen einfach vor die Füße.

 

So kannst du die Motivation beim Hund fördern und ihn zum Spielen animieren

 

Lass gemeinsames Spiel immer etwas Besonderes sein, also spiele gut überlegt, gut vorbereitet und gut dosiert! Belohne unbedingt jegliches Interesse deines Hundes, auch wenn er dich anfangs eventuell nur interessiert beobachtest, wenn du Spielaufforderungen zeigst! Außerdem solltest du mit motivierender Stimme dabei sein.

Suche dir immer den besten Zeitpunkt für gemeinsames Spiel, ein gut aufgelegter Hund ist wach, nicht zu hochgedreht, nicht pappsatt.

Beende gemeinsames Spielen immer positiv, damit auch der nächste Durchgang mit viel Freude begonnen werden kann. Idealerweise nutzt du zusätzlich ein Schlusswort, entweder ein stimmliches, freundliches „fertig gespielt“ etc. oder eine deutliche Geste, damit die Erwartungshaltung des Vierbeiners gesenkt wird und er wieder entspannen kann.

 

Hunde sinnvoll beschäftigen

 

Spielen ist mehr als nur Unterhaltung für Hunde; es ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer psychischen und physischen Gesundheit. Studien zeigen, dass regelmäßige spielerische Aktivitäten das Stressniveau senken, Angstzustände reduzieren und die allgemeine Lebensqualität verbessern können. Spiele fördern nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch kognitive Fähigkeiten, indem sie Hunde herausfordern, Probleme zu lösen und neue Fähigkeiten zu erlernen. So wird das Gehirn ständig stimuliert, was zu einem ausgeglichenen und zufriedenen Verhalten führt.

 

Sammle Tipps und Ideen

 

Sicher kennst du das: Man spielt meistens die gleichen Dinge mit dem Hund. Immer das, an was man sich gut erinnert, was schnell greifbar ist und was auch wirklich Spaß macht. Aber die Lernerfahrungen, die der Vierbeiner macht, bleibt einfach irgendwann komplett auf der Strecke bzw. gerät ins Stocken. Und eigentlich möchte sich doch jeder Hundehalter mit seinen Lieblingen weiterentwickeln. Abwechslung ist wichtig! Immer wieder einmal etwas Neues ist wichtig! Überraschendes ist wichtig! Auf die Mischung kommt es an!

Der Alltag hat so viele Reize zu bieten. Und theoretisch sollest du genauso viele Beschäftigungsideen in petto haben, wie es Ablenkungen gibt. Mische deine Hundespiele immer wieder durcheinander, heute aktiv für die Nase, morgen für das Köpfchen, übermorgen für die Ohren oder Augen etc.

Es gibt durchaus Beschäftigungen, die dem einen Hundetyp mehr Spaß machen als dem anderen, und natürlich ist die Rasse und ihre genetischen Anlagen stark beteiligt. Lauffreudige Hunde lieben beispielsweise Renn- und Jagdspiele (gerne in Kombination mit Beutespielen), während „Nasenhunde“ sich unheimlich für Futterspiele begeistern können. Je abwechslungsreicher und überraschender wir mit unseren Hunden spielen, desto vielfältiger und eindrücklicher sind deren Erlebnisse mit und durch uns. Und je mehr Spaß ihnen diese Qualitätszeit macht, desto motivierter gehen sie auch auf alle weiteren und ebenso neue Spielideen ein. Hunde werden somit selbstbewusster, ausgeglichener, zufriedener.

 

Hunde drinnen beschäftigen

 

Als Spiele mit dem Hund in der Wohnung eignen sich vor allem Aktionen, die den Hund mental herausfordern. Oder Beschäftigungen, in denen Geschick und Körperbewusstsein gefragt sind. Ein Beispiel aus meinem Buch „111 Ideen & Tipps für Mehrhundehalter“ ist folgendes:

 

Wir schauen in die Röhre

 

„Heute darfst du basteln, und dafür brauchst du eine leere Plastikflasche, ein längeres Gummi oder eine Schnur sowie eine größere Papp- oder sonstige Röhre mit einer geschlossenen und einer offenen Seite (der Durchmesser sollte sich dem anpassen, was du gerne einfüllen möchtest – bei Leckerlis reicht eine normale Küchenrolle, bei Tennisbällen muss die Röhre entsprechend breit sein). Im Foto siehst du, wie du alles zusammenbaust. Die Flasche befindet sich näher am geschlossenen Ende, damit dieses nach unten auf den Boden und die Rohröffnung nach oben zeigt.

Fülle nun die gewählte Spielmotivation in die Röhre und lass deine Hunde erst einmal einzeln ausprobieren, wie sie an die begehrte Belohnung kommen. Hier ist der bewusste Einsatz der Pfoten gefragt! Natürlich darfst du am Anfang helfen und ihnen die Lösung zeigen oder andeuten, ganz nach Bedarf. Unterstütze deine Vierbeiner bitte immer so weit wie nötig! Und nimm unbedingt runde, eher trockene Leckerlis, damit diese auch gut aus der Röhre kullern und nicht hängen oder kleben bleiben.

Wenn du mehrere Röhren basteln kannst, dürfen alle Hunde gleichzeitig spielen (gerne mit Startsignal für synchronen Beginn). Achte darauf, dass diejenigen, die etwas länger brauchen, nicht von denen gestört werden, die schon fertig mit ihrer Spielaufgabe sind.“

 

Hunde beschäftigen drinnen

 

Spiele mit Hunden draußen

 

Draußen bieten sich Beschäftigungen an, die sowohl den Körper als auch den Geist eines Hundes ansprechen. Jede Beschäftigung sollte aber immer an die Umgebung und die Möglichkeiten eines Hundes (und des Besitzers) angepasst werden. Du kannst u. a. auch deinen Garten nutzen, um Ideen umzusetzen.

 

Das Trümmerfeld

 

„Ein Trümmerfeld im Garten? Na klar, warum nicht! Denn das garantiert dir und deinen Hunden auch auf kleinstem Raum ganz viele Versteck- und Suchmöglichkeiten nach Futter, Leckerlis oder dem Lieblingsspielzeug. Oder du hast ein neues Überraschungsspielzeug, von dem du weißt, dass es super ankommen wird!

Du kannst alte Kartons nutzen, Stühle, Schüsseln, Deckel, Becher, Töpfe, Eimer, Decken, Planen, Stangen, Leitern, Reifen … – alles, was Küche und/oder Garten an Gegenständen hergeben, darf hier zum Einsatz kommen. Je mehr Versteckmöglichkeiten du entwickelst, desto größer ist die Chance, dass auch jeder mitspielende Hund zum Erfolg kommt. Und wenn mal einer leer ausgeht, gibt es nach getaner „Trümmerfeldsuche“ einfach noch einmal etwas Leckeres direkt bei dir. Denn schließlich ist allein das Stöbern, über Dinge klettern und sich eventuell auch ducken und strecken zu müssen, anstrengend. Und das muss unbedingt belohnt werden.“

 

Hunde beschäftigen draußen

 

Beschäftigung beim Spaziergang mit Hunden

 

Frage dich einmal, wie sinnvolle Spaziergänge mit einer größeren Hundegruppe überhaupt aussehen könnten! In vielen Bereichen hört man den Satz „Qualität statt Quantität“ oder „Qualität vor Quantität“. Gleiches gilt hier! Hunde messen ihre Gassi-Runden nicht in gelaufenen Kilometern oder verbrachten Stunden, sondern in Erlebnissen. Und noch lieber in Erlebnissen mit emotional relevanten Lebewesen. Bist du das, oder ist das eher ein anderer Hund? Bist du der wichtigste Teil der gemeinsamen Spaziergänge oder eher die Rehe am Horizont, die weggeworfene Wurstsemmel im Park oder das Spiel mit dem Hundekumpel? Für deine Vierbeiner ist eine kürzere, dafür aber mit gut gewählten gemeinsamen Aktionen bestückte Gassi-Runde viel wertvoller als ein stundenlanges nebeneinanderher Schlendern.

 

Merk es dir

 

Hast du schon einmal ausprobiert, wie gut sich deine Hunde merken können, wohin von dir geworfenes Spielzeug gefallen ist? Pack für deinen Spaziergang einmal die Dummy-Utensilien ein, die du im Haus oder Garten zum Apportieren nutzt. Wirf das Dummy auf eine große Wiese, gehe mit den Vierbeinern einfach erst einmal weiter und jetzt kannst du überlegen, ob

  • du von einer gewissen Entfernung aus rückwärts suchen schickst
  • ihr eine kleine Runde dreht und du erst beim Zurückkehren an diese Stelle das Signal zum Apportieren gibst
  • du an dieser neuen Stelle einen zweiten Suchgegenstand wirfst (versteckst) und einen Hund erst mal zum alten Dummy schickst, einen anderen Hund zum neuen
  • ihr an der Stelle auch auf dem Rückweg ein Stück vorbeilauft und du dann nach hinten zum Suchen aufforderst
  • oder, oder, oder…

Orientiere dich einfach am Stand deiner Tiere und verändere im Aufbau immer nur eine Schwierigkeit gleichzeitig, also entweder die Zeit oder den Ort. Und am schnellsten darf immer der Hund suchen, der noch neu in der Materie ist. Ein alter Hase kann sich meist länger merken, wo das Objekt der Begierde heruntergefallen ist oder versteckt wurde.

Und wenn nicht alle deine tierischen Familienmitglieder das Apportieren toll finden, verlierst du für den Profi deinen Dummy-Gegenstand, ihr lauft gemeinsam weiter, dann lässt du die anderen absitzen, streust Futter aus, gerne auch in Form des bereits vorher beschriebenen Dreieckspiels, schickst den Suchhund zu seiner Apportieraufgabe und beschäftigst währenddessen die anderen über Abruf und Futterfreigabe.

Du kannst immens viele Ideen aus meinem Buch kombinieren, und deine Lieblinge werden es großartig finden, wie du sie zur gleichen Zeit dennoch individuell forderst, förderst und bespaßt!

 

Hunde beschäftigen Apport

 

Tipps für Mehrhundehalter

 

Bei Haushalten mit mehreren Hunden ist es wichtig, dass jedes Tier individuell gefördert wird, aber auch gemeinsame Beschäftigung sollte nicht zu kurz kommen. Spiele, die Kooperation erfordern, stärken das Gruppengefühl und helfen, Dominanz- und Ressourcenprobleme zu minimieren. Es ist jedoch wichtig, die Interaktionen zu beobachten, damit keiner überfordert oder ausgeschlossen wird.

Denke bitte daran, dass du immer genug Futter/Leckerlis parat hast, wenn du mit mehreren Hunden gleichzeitig spielst. Es sollen auch die, die sich vielleicht nicht mitten ins Getümmel stürzen wollen, belohnt werden.

Und du musst nicht gleich von den Einzelspielen in deine komplette Gruppe wechseln. Je nachdem, wie viele Vierbeiner deine Familie begleiten, ist es sinnvoll, die Gruppenspiele erst mit zwei Hunden zu spielen, eventuell – bei z. B. drei Hunden – auch erst in beiden Doppelkombinationen (also Hund A mit Hund B oder Hund A mit Hund C oder Hund B mit Hund C) und dann erst als Trio. Und genauso gehst du vor, wenn du vier oder noch mehr Hunde hast – taste dich langsam vor.

 

Fazit

 

Regelmäßige und sinnvolle Beschäftigung ist entscheidend für das Glück deiner Hunde. Indem du die Spiele an das Alter, die Rassen und die individuellen Bedürfnisse deiner Tiere anpasst, förderst du nicht nur ihre physische und psychische Gesundheit, sondern auch deine persönliche Beziehung zu ihnen.

Spielen mit dem Hund muss übrigens nicht immer Sinn ergeben – für keine der beiden Seiten. Es reicht vollkommen, wenn ihr einfach gemeinsam so richtig viel Spaß habt!

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