Dem Hund das Anspringen abgewöhnen

Ob Nachbarin, Paketbote oder bester Freund – kaum geht die Tür auf, wird gewedelt, gesprungen, gebellt. Und man fragt sich: Wie kann ich dem Hund das Anspringen abgewöhnen? Denn viele Hundehalter kennen es: Die überschwängliche Begrüßung ihres Vierbeiners. Niedlich? Ja. Praktisch? Nicht immer. Und für manche Gäste eher einschüchternd als herzlich. Doch warum machen Hunde das überhaupt – und wie bekommt man diese Angewohnheit in den Griff, ohne die Freude zu bremsen?

„Hoch die Pfoten!“: Warum Hunde Menschen anspringen und wie du liebevoll gegensteuern kannst

Für uns Menschen kann das Verhalten manchmal unangenehm sein. Für Hunde ist es aber meist gut gemeint. Ein Sprung zur Begrüßung ist oft Ausdruck von Aufregung, Freude – und ganz viel Liebe. Gerade junge Hunde oder solche, die lange allein waren, neigen dazu, ihre Emotionen körperlich auszuleben.

Viele Hunde springen, weil es sich für sie lohnt.

Außerdem: Hunde begrüßen sich in freier Wildbahn durch Schnüffeln an Kopf oder Schnauze. Und da unser Gesicht nun mal deutlich höher liegt, bleibt deinem Hund oft nichts anderes übrig, als sich „hochzuarbeiten“ und dich anzuspringen.

Neben echter Freude können aber auch andere Gründe eine Rolle spielen:

  • Aufmerksamkeitssuche: Wenn der Hund gelernt hat, dass er durch Anspringen Reaktionen auslöst – selbst wenn es ein „Nein!“ ist.
  • Übersprungshandlung: Manche Hunde sind mit der Situation überfordert und reagieren impulsiv.
  • Unklare Regeln: Wenn mal gesprungen werden darf (etwa bei Herrchen), aber bei Gästen nicht – ist das für Hunde schwer zu verstehen.
  • Erlerntes Verhalten: Schon als Welpe durften viele Hunde „hüpfen“ – weil es niedlich war. Das merken sie sich.

Was du tun kannst, um deinem Hund das Anspringen abzugewöhnen: die Dos im Training

Ruhe zuerst

Trainiere, dass dein Hund zur Begrüßung erst einmal ruhig bleibt. Ignoriere stürmisches Verhalten und wende dich ab, sobald er springt. Erst wenn alle vier Pfoten auf dem Boden sind, gibt’s Aufmerksamkeit. Geh selbst mit gutem Beispiel voran. Kein Fiepsen, kein hoher Tonfall – sondern ruhig und geerdet auftreten.

Alternativen bieten

Hunde lernen am besten, wenn sie wissen, was sie stattdessen tun sollen. Übe mit deinem Hund das Sitzen zur Begrüßung oder das Bringen eines Spielzeugs. Oder das Warten auf einer Decke. So hat er eine Aufgabe und bleibt mit allen Pfoten unten. Belohne das sofort!

Belohnen im richtigen Moment

Timing ist alles! Belohne ruhiges Verhalten konsequent – sei es mit einem Leckerli, einem freundlichen Wort oder Streicheleinheiten.

Training mit Gästen

Bitte Freunde um Mithilfe. Leine deinen Hund an, bevor du die Tür öffnest. So hast du Kontrolle. Bitte den Besuch, dich und deinen Hund zu ignorieren – kein Blick, kein Wort, keine Berührung. Wiederhole die ruhige Begrüßung gezielt in kleinen Schritten. Je kontrollierter die Situation, desto besser kann dein Hund lernen. Steigere allmählich die Reize und übe mit verschiedenen Personen, Outfits, Gerüchen und Stimmungen.

💡 Tipp: Eine kleine Futterspur weg von der Tür hilft oft, die erste Erregung umzulenken.

Was du besser vermeidest – die Dont’s

Wegschubsen oder Schimpfen

Was für dich eine Abwehr ist, kann dein Hund als Spielaufforderung deuten. Körperliche Reaktion = Jackpot! Damit verstärkst du womöglich das Verhalten.

Inkonsequenz

Mal wird das Anspringen geduldet, mal nicht – das verwirrt. Klare Regeln gelten für alle im Haushalt. Auch für Oma. Auch wenn der Hund sooo süß ist.

Strafen

Negative Methoden wirken oft kontraproduktiv. Sie können Frust, Unsicherheit oder Angst auslösen – und das wollen wir beim Begrüßungsritual ja wirklich nicht. Außerdem steigern sich manche Hunde dadurch nur noch mehr rein.

Ignorieren in gefährlichen Situationen

Es ist gut, Verhalten nicht zu verstärken. Aber wenn dein Hund dabei jemanden verletzt oder Kinder erschreckt, musst du aktiv eingreifen.

Geduld ist dein bester Trainingspartner

Ein Verhalten, das sich über Monate oder Jahre aufgebaut hat, verschwindet nicht über Nacht. Doch mit liebevoller Konsequenz, positiver Verstärkung und einem klaren Trainingsplan wird dein Hund lernen: Begrüßen ja – anspringen nein.

Und das Schönste? Dein Hund muss seine Freude nicht verlieren, sondern nur einen neuen Weg finden, sie zu zeigen. Vielleicht bald mit einem fröhlichen Sitz und einem wedelnden Schwanz statt mit schmutzigen Pfotenabdrücken auf dem Lieblingspullover.

Fazit: Grenzen setzen, ohne Begeisterung zu bremsen

Hunde sind emotionale Wesen. Ihre Freude ist ehrlich – und manchmal einfach zu groß für vier Pfoten. Unser Job als Halter: diese Emotionen in die richtigen Bahnen lenken. Nicht mit Härte, sondern mit Herz. Dann bleibt aus „Hoch die Pfoten!“ ein „Schön, dass du da bist!“ – nur eben mit Stil und Bodenhaftung.

Und was, wenn’s mal daneben geht?

Sei nicht zu streng mit dir – oder deinem Hund. Veränderung braucht Zeit und Rückfälle sind normal, besonders wenn der Besuch unerwartet ist oder dein Hund besonders aufgeregt. Bleib freundlich, aber konsequent.

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Wie du Hunden das Anspringen abgewöhnen kannst 

Extra-Trubel: Begrüßung im Mehrhundehaushalt managen

Wer mehr als einen Hund hat, kennt das: Es klingelt – und plötzlich ist die ganze Wohnung in Bewegung. Jeder Hund reagiert anders, aber Gruppendynamik verstärkt die Erregung. Selbst der ruhigste Hund lässt sich in solchen Momenten oft von der Energie der anderen mitreißen.

Der Schlüssel liegt in Struktur, Management und Training mit System. Wichtig ist, dass jeder Hund eine klare Aufgabe bekommt – denn nichts erzeugt mehr Chaos als ein „Alle machen irgendwas“.

🐾 Trainiere mit jedem Hund einzeln, bevor du die Gruppe zusammenführst. Nur wenn jeder Hund die gewünschten Verhaltensregeln kennt, kannst du sie gemeinsam erwarten.

🐾 Nutze räumliche Trennung: Trenngitter, gut aufgebaute Ruhedecken oder verschiedene Räume helfen, die Situation zu entschärfen. So kannst du gezielt mit einzelnen Hunden üben, ohne dass andere mit reinfunken.

🐾 Feste Begrüßungsrituale etablieren: Zum Beispiel: Alle auf ihre Plätze – dann kommt der Besuch rein – dann erst darf begrüßt werden. Dabei hilft dir ein Signal wie „Auf die Decke“ oder „Warten“.

🐾 Ruhe belohnen, nicht die Euphorie: Viele Hunde lernen, dass Aufregung Aufmerksamkeit bringt – dreh das um! Gib Leckerli oder Lob nur, wenn alle vier Pfoten am Boden sind und keiner bellt, fiept oder springt. Lobe dabei mit ruhiger Stimme diejenigen, die sich schneller runterfahren können.

🐾 Sei fair, aber konsequent: In Mehrhundehaushalten geht’s nicht ohne klare Regeln. Bleib freundlich, aber zieh deine Grenzen durch – das gibt Sicherheit.

Und ganz wichtig: Feiere jeden kleinen Fortschritt! Wenn auch nur zwei deiner drei Hunde ruhig bleiben, ist das ein Sieg. Schritt für Schritt lernst du, aus dem Chaos einen ruhigen Empfang zu machen – für dich, deine Hunde und eure Gäste.

Wie aus „unerwünscht“ unser Lieblingstrick wurde – Dorie und das Känguru


Eigentlich war das ja so gar nicht geplant. Dorie war schon immer ein kleines Energiebündel – so ein Hund, der sein Herz förmlich auf der Zunge trägt und das Leben mit voller Wucht feiert. Als sie noch jünger war, zeigte sie ihre Begeisterung auf die denkbar deutlichste Art: Sie sprang. Und sprang. Und sprang. Am liebsten direkt an mir hoch.

Viele würden jetzt sagen: „Oh nein, das ist unerwünscht! Das muss sofort wegtrainiert werden!“ Und ja, ich gebe zu, ich hätte es mir auch leichter machen können. Aber dann habe ich mich gefragt: „Was wäre, wenn ich Dories Sprungfreude nicht abwürge – sondern sie in etwas verwandle, das uns beiden Spaß macht?“

Also habe ich meinen Clicker geschnappt (den das Clickertraining liebte sie ja sowieso von Anfang an) und begonnen, Dorie zu bestärken. Zuerst habe ich das Springen einfach beobachtet und in die Aktion geclickert, damit sie sich im ersten Trainingsschritt intensiver Gedanken über ihr Verhalten macht. Danach wurde nur noch geclickert und belohnt, wenn Dorie sprang, mich aber nicht berührte. Dafür bin ich ein bisschen seitwärts oder rückwärts gegangen und habe ihr geholfen, ihre Energie ins Leere laufen zu lassen. Und nur das wurde belohnt. So lernte sie schnell: Springen ist toll, aber Berühren lohnt sich nicht.

Dann kam unser Zauberwort ins Spiel. „Känguru!“ (direkt im Moment des Hochhüpfens), und plötzlich war aus dem wilden Anspringen ein echter Trick geworden. Denn bald war es keine unkontrollierte Begrüßung mehr, sondern ein Kunststück, das irgendwann nur noch auf Kommando gezeigt wurde. Und weißt du, was das Schönste ist? Wir haben das Ganze sogar noch weiterentwickelt und gemeinsam an der Höhe gearbeitet. Ich clickte nur noch, wenn ihr Kopf ungefähr auf Bauchnabelhöhe war. Irgendwann bin ich dafür sogar selbst auf ein Podest gestiegen, damit sie sich noch fester abstößt. Und siehe da, jetzt kann Dorie mir beim Springen direkt ins Gesicht sehen.

Heute ist das unser Partytrick.

Ob beim Spaziergang, bei Kinderbesuch oder einfach nur, weil wir beide gerade Blödsinn im Kopf haben: „Känguru!“ Und schwupps, fliegt Dorie hoch, lacht (ja, ich schwöre, sie lacht dabei!) und landet wieder sanft auf ihren vier Pfoten.

Was mal ein „unerwünschtes Verhalten“ war, ist heute ein richtig schöner, lustiger Trick geworden und zeigt so wunderbar, wie man aus einem vermeintlichen Problemverhalten etwas Wundervolles gestalten kann. Nicht durch Strenge oder Verbote, sondern mit Kreativität, Humor und einer ordentlichen Portion Vertrauen.

Dorie und “ihr Känguru” erinnern mich jeden Tag daran, dass unsere Hunde oft gar nicht „unartig“ sind, sondern einfach nur jemanden brauchen, der ihre Energie in die richtigen Bahnen lenkt. Und dass wir zusammen so viel mehr erreichen können, als gegeneinander zu arbeiten.

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